Vertrauen teilen:
20. Dezember 2018 / Hintergrund

Wofür spenden?

Anderen etwas zurückgeben: Das Ende eines Jahres beziehungsweise der Start in ein neues Jahr sind die Zeiten, in denen wir besonders häufig darüber nachdenken, Gutes zu tun. Das schlägt sich auch in den Spendensummen nieder.

Im Dezember spenden die Menschen laut einer Studie des Deutschen Spendenrats fast dreimal so viel wie in anderen Monaten. Kein Wunder, schließlich rühren im Advent besonders viele Vereine und Organisationen die Werbetrommel, bitten um Geld und Aufmerksamkeit für ihre Projekte. Doch wer spendet, möchte auch sicher sein, dass das Geld dort ankommt, wo es hingehört.

Unterstützung und Hilfe können (fast) alle gemeinnützigen Organisationen gut gebrauchen, jeder Euro ist willkommen. Wem also sein Geld und sein Vertrauen schenken? Welche Projekte einem am Herzen liegen und begünstigt werden, hängt oft von persönlichen Erlebnissen ab, die einen besonders bewegt haben, oder fußt auf der Erfahrung, dass eine bestimmte Organisation das Geld besonders gut einsetzt und viele Menschen damit erreicht oder sich in der eigenen Stadt stark engagiert.

Spenden in der digitalen Welt

Aber auch kleinere Projekte von Freunden oder Bekannten können für eine Spende interessant sein. Das Sammeln funktioniert mittlerweile auch digital. Jeder Facebook-Nutzer kann heute seine Freunde aufrufen, Geld zu spenden. Der Vorteil: Eine persönliche Verbindung zu dem Nutzer, der den Spendenaufruf einstellt und mit seinen Kontakten teilt, schafft Vertrauen und kann damit einem Projekt Auftrieb verleihen.

Dass eine solche Spendenaktion im Netz einen hohen Bekanntheitsgrad erreichen und viele Teilnehmer finden kann, zeigt auch das Beispiel der amerikanischen Spendenplattform „Gofundme“, die Ende 2017 nach Deutschland kam. Darauf kann jeder Mittel für eigene Projekte akquirieren. Die Bandbreite der Spendenzwecke ist riesig: So kann das gesammelte Geld ebenso ein neues Start-up finanzieren wie Busfahrten zu den Auswärtsspielen eines Handballvereins oder den Bau eines Spielplatzes. Rund 100.000 Nutzer aus Deutschland sind den Aufrufen auf der Plattform bereits gefolgt und haben circa fünf Millionen Euro gespendet, so die erste Jahresbilanz.

Doch wie soll man überprüfen, dass das Projekt oder die Organisation, die man ausgewählt hat, auch vertrauensvoll mit dem Geld umgeht? Wenn es sich um eine lokale Einrichtung handelt, kann man sich oft vor Ort einen Eindruck davon verschaffen, was mit den Spenden passiert. Beim städtischen Tierheim, der Essensausgabe für Bedürftige oder einem Verein, der sich um den Erhalt von Denkmälern in der Heimatstadt kümmert, mag das noch einfach sein. Schwieriger wird es, wenn Ansprechpartner nur über das Internet erreichbar sind oder sich eine Spende ins Ausland richtet.

Ist der Spendensammler vertrauenswürdig?

Hilfestellung gibt das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI). Das Institut, das es seit mittlerweile 125 Jahren gibt und zu dessen Trägern das Familienministerium und der Deutsche Städtetag zählen, vergibt ein Spendensiegel für Organisationen, die verantwortungsvoll mit Spendengeldern umgehen und definierte Standards erfüllen. Vertrauenswürdige Organisationen werden in einer Datenbank erfasst – und ebenso die, die nicht vertrauenswürdig sind, Begründung inklusive.

Doch auch ein Verein, der unter den DZI-Empfehlungen fehlt, ist nicht zwingend unseriös. Individuelle Spendenempfänger, die auf digitalen Plattformen um Unterstützung werben, sind für das Institut kaum überprüfbar. Und auch kleinere, lokale Vereine oder Initiativen haben oft nicht die Kapazitäten, sich um das Spenden-Siegel zu bemühen. Denn geprüft werden nur Organisationen ab einem Spendenaufkommen von 25.000 Euro in den vergangenen zwei Geschäftsjahren, die sich selbst beim DZI zur Prüfung melden und die Kosten dafür tragen. Wer individuelle Projekte unterstützt, deren Macher er nicht persönlich kennt, sollte deshalb also genau hinterfragen, wofür die Spenden tatsächlich eingesetzt werden.

Sind Vereine als gemeinnützig anerkannt und erlauben – zum Beispiel über Jahresberichte – Einblick in ihre Finanzen, spricht das für Glaubwürdigkeit. Denn darin kann sich der Spender über die Mittelverwertung informieren: Wie viel wird für Verwaltung und Werbung aufgewendet? Und fließt der Löwenanteil dem guten Zweck zu?

Eine Website allein ist indes nicht aussagekräftig genug, und doch ein weiteres Indiz: Ein Wegweiser für Vertrauenswürdigkeit ist laut Verbraucherzentrale ein Impressum auf der Internetseite, in dem ein Ansprechpartner und eine Adresse zu finden sind. Auch die Sprache der Bilder sollte man deuten können, will man den Spendenempfänger richtig einschätzen: Authentische Fotos mit klarem Bezug zum Spendenzweck sind professionell. Sind die Texte dagegen zu emotionsgeladen und die Aufnahmen zu dramatisch, bleibt das Portemonnaie besser geschlossen.