Vom Fan zum wertvollsten Spieler der Saison: Vor sechs Jahren besuchte Lukas Stuhrmann (14) zusammen mit seinem Vater ein Spiel der Kölner Haie. Danach stand für ihn fest, dass er selbst spielen möchte – und zwar als Torwart, wie Youri Ziffzer, der ihn an diesem Tag besonders beeindruckt hat. Heute spielt er in der U17 der Haie und wartet auf die Einladung zur U-Nationalmannschaft.
Landessportbund NRW: Warum gerade Torwart?
Lukas Stuhrmann: Ich habe schon immer im Tor gespielt. Früher beim Fußball, jetzt beim Eishockey. Die Verantwortung fand ich schon immer cool. Du kannst deinem Team helfen, der entscheidende Mann sein: Wenn ich den Puck halte und direkt einen Angriff einleite, springt eventuell noch der Sieg bei raus. Bei meinem ersten Spiel als Zuschauer hat Youri Ziffzer überragend gehalten. Das ganze Stadion rief seinen Namen. Da wollte ich das auch haben.
Also schon das Streben nach Held sein?
Vielleicht ein bisschen.
Welche Eigenschaften musst du als Torwart mitbringen?
Das wichtigste ist das Selbstvertrauen. Du bist einfach der letzte Mann. Wenn du den Puck nicht hältst, ist das eben ein Gegentor.
Und generell auf dem Eis?
Man muss körperlich fit sein. Eishockey ist ein sehr robuster Sport. Es gibt viel Körpereinsatz, aber auch die Mentalität spielt eine große Rolle.
Was macht den Reiz aus am Eishockey?
Der Sport ist schnell, die Atmosphäre im Stadion ist einzigartig. Ich finde Eishockey deutlich interessanter als alle anderen Sportarten. Und das hat mich überzeugt, vom Fußball zum Eishockey zu wechseln.
Also die Kombination, dass es nicht jeder macht?
Ja auch. Es ist schon ein bisschen was Besonderes in Deutschland. Hier kennt es nicht jeder oder zumindest nicht die Regeln.
Deine Vorbilder sind Philipp Grubauer, Gustav Wesslau und Youri Ziffzer. Was macht die so aus?
Philipp Grubauers Spielstil ist sehr abgeklärt und konstant. Gustav Wesslau wirkt nie aufgeregt, ist immer zu 100 Prozent da. Und Youri Ziffzer hat mich zum Eishockey gebracht und ist ein netter Typ.
Und was zeichnet dein Spiel aus?
Ich bin sehr ruhig im Spiel, aber ich kann auch zu emotional werden, wenns nicht läuft. Da muss ich noch dran arbeiten.
Was geht dir vor einem Spiel durch den Kopf?
Nicht viel. Ich versuche alles rund um mich herum auszublenden. Fokus nur aufs Spiel – aber von Scheibe zu Scheibe denken.
Hast du Rituale vor einem Spiel?
Ja ein paar. Ich ziehe erst den linken dann den rechten Schlittschuh an. Und ich setze mich vorher hin und versuche meinen Kopf von allen anderen Gedanken frei zu machen, die sich nicht um das Spiel drehen.
Du bist letztes Jahr zum wertvollsten Nachwuchssportler der Saison geworden. Was macht das mit dir?
Das macht mich sehr stolz. Man ist Teil einer Mannschaft und dann nochmal als wichtiger Bestandteil des Teams ausgewählt zu werden, ehrt einen sehr.
Apropos Team: Was macht für dich ein Team aus?
Du bist nie alleine. Du hast Leute im Rücken, die dir bei Fehlern Mut zu sprechen. Im Eishockey kannst du alleine kein Spiel gewinnen, man muss zusammen funktionieren. Wir machen das ganz gut – auch dieses Jahr.
Als Torwart kannst du sowohl der Held als auch der Depp sein. Gab es schon Situationen, in denen du der Ausschlaggebende warst, weswegen ihr verloren habt? Wie ist das im Team gelaufen?
Ja natürlich ist das leider schon vorgekommen, dass ich nicht geliefert hab. Ich mache mir dann mehr selbst den Kopf und Gedanken, das man versagt hat. Die Mannschaft versucht einen aufzubauen, es muss weiter gehen. Sowohl im gleichen Spiel, als auch in den nachfolgenden.
Beim Eishockey wirkt es durch die Bodychecks immer leicht aggressiv. Klischee oder Wahrheit?
Durch sowas kommt man in ein Spiel rein – pure Emotionen. Der eine checkt, die ganze Bank fängt an zu jubeln oder schlägt mit dem Schläger vor die Scheibe. Das pusht das ganze Team nochmal auf, wenn du dann emotional im Spiel bist. Wenn einer einen Check fährt, sind alle da.
Es gibt also kein langweiliges Geplänkel..
Genau, es ist immer was los. Das macht es reizbar.
Wie sehen deine sportlichen Ziele aus?
Ich möchte in der Deutschen Eishockeyliga (DEL) spielen und Deutscher Meister werden – gerne mit den Kölner Haien. Ein hohes Ziel ist natürlich die National Hockey League (NHL) in Amerika und die Nationalmannschaft. Aber alles step by step.
Das Interview ist erschienen in der Wir im Sport.
Fotos © LSB NRW / Andrea Bowinkelmann