Vertrauen teilen:
21. Dezember 2022 / Schornsteinfeger

Auch bei Energiefragen fürs Glück zuständig

Schornsteinfegermeister Andreas Kramer schätzt das Vertrauen der Menschen in seinen Handwerksberuf. Er ist gerne Glücksbringer – angesichts der gestiegenen Energiekosten mittlerweile in zweifacher Hinsicht. Denn der Kölner ist – wie viele andere seiner Zunft – zum sehr gefragten Energieberater geworden.

Es sind außergewöhnliche Zeiten für Schornsteinfeger Andreas Kramer. Denn angesichts der stark gestiegenen Energiepreise wenden sich viele Menschen vertrauensvoll an die schwarze Zunft: Wie kann ich meinen Energieverbrauch senken? Wie lässt sich die Heizungsanlage optimieren? „Die Menschen haben momentan Fragen über Fragen“, berichtet der Schornsteinfegermeister von seinem Arbeitsalltag. Sie sorgten sich oft, ob sie im nächsten Jahr noch ihre Rechnungen bezahlen können. „Erst am vergangenen Freitag meinte ein Hausbesitzer zu mir: ‚Jetzt habe ich endlich Glück, der Schornsteinfeger kommt und erklärt mir, wie ich Energie sparen kann.‘“

Derzeit ist Andreas Kramer mehr Energiespezialist als Schornsteinfeger. Dadurch ist auch seine Rolle als Glücksbringer etwas in den Hintergrund geraten, erzählt er. Zumal der Wahl-Kölner für die Energieberatung auf die traditionelle Uniform verzichtet und auf etwas bequemere Kleidung umsteigt.

Schornsteinfeger als Teil der Energiewende

Der Drang zum Energiesparen ist durch die Folgen des Ukraine-Kriegs enorm gestiegen. Die hierzulande rund 21.000 Schornsteinfegerinnen und Schornsteinfeger wollen dabei unterstützen und betrachten sich laut ihrem Bundesverband als Begleiterinnen und Begleiter der Energie- und Wärmewende. Zumal bereits mehr als 10.000 von ihnen ausgebildete und geprüfte Gebäude-Energieberater und -Beraterinnen seien. Zu ihnen zählt auch Andreas Kramer, der von Haus zu Haus den Verbrauch auf den Prüfstand stellt.

Der gebürtige Hesse ist bevollmächtigter Bezirksschornsteinfeger im Rhein-Erft-Kreis, in Wesseling. Dort kümmert er sich um die hoheitlichen Aufgaben des Schornsteinfegers, unter anderem die Feuerstättenschau und die Abnahme neuer Feuerstätten. In den vielen Ein- und Zweifamilienhäusern tragen die Menschen immer wieder Fragen des Energieverbrauchs an ihn heran. Gerne öffnen sie dem Schornsteinfeger ihren Türen, damit er sich beispielweise die Heizungsanlage anschaut und Verbesserungsmöglichkeiten im Haus entdeckt. „Auch die kleinen Dinge sind wichtig“, sagt Andreas Kramer zum Beispiel mit Blick auf die Dämmung von freiliegenden Warmwasserrohren.

Bei sich zu Hause hat Andreas Kramer zuletzt ebenfalls angesetzt, um die Energiekosten zu senken. Er bestellte sich eine Solaranlage für das Hausdach. Außerdem optimierte er die Heizzeiten seiner Heizungsanlage.

Schornsteinfeger als Glücksbringer

Viel ist Andreas Kramer momentan nicht zu Hause. Es sind wegen der Energiefragen und der Abnahme zahlreicher neuer Öfen lange Arbeitstage für den Schornsteinfeger. Dennoch nimmt er sich weiterhin auch Zeit für seine Rolle als Glücksbringer. Zu Silvester wird er beispielsweise wieder zusammen mit anderen Kolleginnen und Kollegen schwarze Nasen verteilen auf dem Kölner Heumarkt. Bei der traditionellen Aktion lassen sich die Menschen Ruß von den Schornsteinfegerinnen und Schornsteinfegern auf die Nase wischen – möge es ihnen Glück bringen. „Darüber freuen sich die Menschen einfach, das ist jedes Jahr eine tolle Sache“, findet Kramer. Auch anderswo in Deutschland gibt es derartige Aktionen der schwarzen Zunft.

Sowieso sind Schornsteinfegerinnen und Schornsteinfeger meist willkommen bei ihren Hausbesuchen. Kaum eine andere Handwerkszunft erfreut sich so großer Beliebtheit. „Stellen Sie sich vor, sie werden als Glücksbringer wahrgenommen! Dieser Glaube ist noch immer weit verbreitet.“ So wurden Andreas Kramer bereits Lottoscheine hingehalten, die er dann ausfüllen durfte. Er sollte bei seinen Arbeitseinsätzen auch schon das Glück anstrengen für bestimmte Prüfungen. „Das fordern die Menschen ein und das ist auch schön.“ Deshalb zeigt sich Andreas Kramer auch gerne in seiner schwarzen Uniform. „Man wird dadurch ganz anders wahrgenommen.“

Wegen all dieser Facetten seines Berufs pflegt der Schornsteinfeger auch den alten Glauben an den Glücksbringer. Bei seinen Hausbesuchen hat er meist kleine Mini-Schornsteinfeger dabei. „Die verteile ich gerne bei Kindern und bringe damit Glück ins Haus.“ Traditionen und Mythen müssen schließlich gepflegt werden und Glück kann nie schaden.

Bildquelle: privat

Zur Person: Andreas Kramer ist Schornsteinfeger in zweiter Generation. Mit 16 Jahren begann er im Jahr 1993 seine Ausbildung, anschließend arbeitete er im elterlichen Schornsteinfegerbetrieb. Von 2007 bis 2014 war er im Bundesvorstand des Zentralverbandes Deutscher Schornsteinfeger e.V. tätig, bevor er sich 2015 als Schornsteinfegermeister in Köln selbstständig machte.